Obwohl der Inhalt des Buches nicht wirklich hält, was der Titel verspricht, ist „Generation Lobpreis“ eine unbedingte Pflichtlektüre für Lobpreisleiterinnen und Lobpreisleiter. Und nicht nur für sie, sondern für alle, die für ihre Gemeinde und ihren Gottesdienst über eine verantwortliche, durchdachte, reflektierte und relevante Lobpreiskultur nachdenken wollen.
Die Kasseler Professoren Tobias Faix und Tobias Künkler stellen in diesem Buch die wichtigsten Ergebnisse der „empirica Jugendstudie 2018“ vor, die über einen Zeitraum von vier Jahren etwa 3000 Jugendliche und junge Erwachsene über ihren Glauben und ihr religiöses Leben befragt hat. Das Buch ist eine Fundgrube für alle, die sich mit kirchlicher Jugendarbeit beschäftigen, und es gäbe viel Gutes (und natürlich auch Kritisches) darüber zu sagen. An dieser Stelle möchte ich mich aber einmal nur auf die Aspekte begrenzen, die das Buch vor allem für Lobpreisleiterinnen und Lobpreisleiter interessant macht.
Ein multiperspektivischer Blick auf das Thema
Für mich als Lobpreisleiter war insbesondere das Kapitel 7 des Buches ergiebig: Hier wird das Thema „Lobpreis“ in vier Gastbeiträgen aus unterschiedlicher Perspektive gründlich, durchdacht und facettenreich angegangen. Zunächst kommt eine Gruppe von Studierenden der CVJM-Hochschule in Kassel zu Wort, also Vertreter der „Generation Lobpreis“. Sie schildern, warum Ihnen Lobpreis wichtig ist und was ihre Ziele und Motive sind. Ganz gegen das Klischee eines einlinigen, weichgespülten „Kuschel-Lobpreises“ werden dabei Ehrfurcht vor Gott und Nähe zu Gott, himmlische Wirklichkeit und irdische Verantwortlichkeit, Beziehungs- und Sachebene, vertikale (Mensch-Gott) und horizontale (Mensch-Mensch) Dimensionen, künstlerische Ausdrucksform und innere Haltung miteinander in Beziehung gesetzt, ohne dass eines gegen das andere ausgespielt wird. Ein gut gelungener Wurf, ein komplexes Thema bündig, mit persönlicher Leidenschaft und verständlichen Bildern darzustellen. Als etwas unglücklich empfinde ich das Bild der „Waffe“ – auch wenn es von den Studierenden bewusst in Anführungszeichen gesetzt wird (S. 241). Die hier angeführten Bibeltexte sprechen davon, wie Menschen in Situationen der Bedrängung Gottes Hilfe, Kraft und machtvolles Eingreifen erleben, nachdem sie im Lobpreis seine Nähe gesucht haben. Damit ist Lobpreis also gerade keine „Waffe“ des Menschen, sondern eher ein Ausdruck seiner Wehr- und Waffenlosigkeit, die sich nicht auf eigene Mittel, sondern ganz auf die machtvolle Hilfe Gottes verlässt.
Im zweiten Gastbeitrag beschreibt Albert Frey als ein Pionier und Akteur der neueren deutschen Lobpreismusik seine Sicht auf die heutige Lobpreiskultur. Dabei kommen nicht nur biblische Grundlagen, sondern auch mahnende und (selbst) kritische Wort zur Sprache. Albert Freys Beitrag benennt als positive Errungenschaften der „Lobpreismusik“, dass sie die Welt aus dem Strudel der Verkrümmung in sich selbst herausreißt (S. 243). Dass sie als ein „prophetisches Gegenprogramm“ eine andere Weltsicht und einen neuen Lebensstil prägt (ebd.). Dass sie im guten Sinne zu einer „Emotionalisierung“ eines manchmal zu intellektuell geprägten Glaubens beiträgt (S. 247). Und dass sie uns, in der richtigen Balance, hilft, einerseits demütig als gerechtfertigte Sünder und andererseits jubelnd als „angenommene Königstöchter- und -söhne“ vor Gott zu stehen (S. 246). Mit Sorge benennt er dagegen Trends, den äußeren Schein wichtiger zu nehmen als das innere Sein (S. 248), oder die Tendenz, Lobpreis zu einer „Masche, die sich abnützt“ zu machen. Dass vollmundige „Superlative“ oft wichtiger sind als das Ehrlichwerden vor Gott:
„Es ist niemandem damit gedient, wenn wir Gott (und den Menschen) das sagen, was wir als gute Christen und Anbeter sagen sollten. Wenn wir davon reden und singen, was wir gerne wären, was wir eigentlich wollten, oder ab sofort sein und tun werden. Gott ist vielmehr an dem interessiert, was ist. Das ist in gewisser Weise das einzig Wirkliche“ (S. 247).
Frey wünscht sich deshalb neben den oft sehr lautstarken Lobpreis-Tönen „auch große Ohren, die auf die leise Stimme hören“ (S. 248). Solche „Lobpreis-Ohren“ könnten, auch wenn sie manchmal etwas abstehen, vielleicht dann doch mehr hören als diejenigen, die sich über sie lustig machen.
Der Kirchenmusiker und EKD-Synodale Igor Zeller beleuchtet die zeitgenössische Lobpreismusik vor allem aus der musikalischen Perspektive. Die Kritik vieler Kirchenmusiker-Kollegen, die Lobpreismusik belächeln, weil sie sie zu banal, zu kommerziell und zu inhaltsleer finden, wiederholt Zeller zwar anfangs ausdrücklich, möchte sie aber dann doch nicht so einseitig im Raum stehen lassen. Deshalb benennt er in seinem Beitrag vor allem auch die Stärken dieses Musikgenres: Dazu zählen für ihn vor allem die Emotionalität, die Attraktivität für junge Leute, die offensichtliche Massentauglichkeit, die sich mit der Popularität von Robbie Williams vergleichen lasse (S. 249). Zeller staunt darüber, dass so viele Jugendliche „mit einfachen musikalischen Strukturen offensichtlich glücklich sind“ (S. 249), erkennt aber gleich dreimal an, dass dies zu massenhaft erhobenen Händen führt (S. 249, 254 und 255). Er lobt an der Generation Lobpreis die „ihr eigene Unschuld“, die Einfachheit ihrer Texte, die Emotionalität ihrer Lieder, und dass Klang und Gefühl hier wichtiger sind als Inhalt und Text (S.253-255). Immerhin.
Im Kern seines Beitrags widmet Zeller sich dem Verhältnis von Musik und Emotion in der Kirchengeschichte. Auf gelehrte und doch unterhaltsame Weise zeigt er einerseits, wie wichtig Musik immer schon war, wenn es um den Ausdruck von Emotion geht. Aber wie andererseits die traditionelle Kirchenmusik aus verschiedenen Gründen ein distanziertes Verhältnis zur Emotion aufgebaut hat: Die Ursachen sieht Zeller zum einen darin, dass die deutschen Kirchen sich, anders als in der englischsprachigen Welt, den musikalischen Einflüssen der Romantik (19. Jh.) weitgehend verwehrt haben. Das war aber die Epoche, in der in der Musik die Gefühle wiederentdeckt wurden. Hinzu kam die Erfahrung, dass Musik und Gesang in der Zeit des Nationalsozialismus für Propaganda und ideologisches Hurra-Geschrei missbraucht wurden.
„Der Schock über diesen Sündenfall des Singens saß tief. Die notwendige Kritik kam nach dem zweiten Weltkrieg.“ (S. 253). Sie ging so weit, dass nicht nur das emotionale Singen, sondern das Singen überhaupt von Theologen kritisch beäugt wurde. Gemeinschaftsstiftende, emotionale Lieder waren für die deutsche Kirche „sozusagen kontaminiert (…) Die kritische, gerade nicht lobende Herangehensweise an die Welt wurde zur Maxime. Dekonstruktion statt Identitätsstiftung wurde zum erstrebenswerten Ziel“ (ebd.).
Hier werden wichtige historische und theologische Zusammenhänge benannt, die Lobpreisleiter*innen von heute unbedingt hören und ernstnehmen sollten. Vor allem dann, wenn sie Kritik an Lobpreismusik leichtfertig mit dem Argument wegwischen: „Wieso? es funktioniert doch!“, oder wenn sie die Zurückhaltung älterer Generationen vorschnell mit geistlicher Trägheit oder einem „mangelnden Willen zur Anbetung“ erklären.
Der vierte Gastbeitrag stammt aus der Feder des Theologen Arne Bachmann. Neben einigen grundsätzlichen Beobachtungen zur Bedeutung von Musik für den Glauben stellt Bachmann Stärken und Schwächen der neueren Lobpreismusik aus seiner Perspektive heraus dar. Zu den Stärken zählt er etwa „das Emotionale, Leidenschaftliche, das Körperliche des Glaubens sowie das Unkomplizierte der Lieder“ (S. 259). In ihren „besten Momenten“ drücke Lobpreismusik die Suche nach zeitgenössischen Formen des Singens und des körperlichen Ausdrucks aus (S. 261). Sie sei „unglaublich zugänglich, ‚catchy‘, wie man im Englischen sagt“. „Die Lieder funktionieren ganz einfach: Man kann sie alle nach der zweiten Wiederholung nachsingen“. Außerdem seien sie eine Hilfe, „ganz intensiv intim mit Gott“ zu werden (ebd.).
Mit dieser letzten „Stärke“ wechselt Bachmann aber dann auch schon zu den kritischen Beobachtungen. Sowohl die Bilder von „Unterwerfung und Ehrerbietung“, als auch die „mit nasaler und leicht lasziver Stimme“ gesungen Liebesbezeugungen benennt er als irritierend und als „Lobpreiskultur an ihren schwächsten Punkten“ (ebd.).
„Der Gläubige soll Gott möglichst viel Honig ums Maul schmieren und auf möglichst viel im Leben verzichten. Im Ausgleich dafür, (sic!) darf er ‚mit Papis Kreditkarte shoppen gehen‘: emotionale Erlebnisse, Erfolg bei der nächsten Klausur und ein baldigst herbeigebeteter christlicher Partner können die Belohnung sein“ (ebd.).
Mit den Begriffen Expressivismus (der Druck, alle inneren Gefühle nach lautstark nach außen kehren zu müssen) und Eskapismus (die Flucht vor gebrochenen irdischen Realitäten in eine vermeintlich heile himmlische Welt) benennt Bachmann weitere Schwächen der von ihm wahrgenommenen Lobpreiskultur. Abschließend erläutert er den Unterschied zwischen einer „Theologie des Kreuzes“ wie sie von Luther und den Reformatoren entwickelt wurde, und einer „Theologie der Herrlichkeit“, die der katholischen Kirche von den Reformatoren vorgeworfen wurde. Eine „Theologie der Herrlichkeit“ betont einseitig die machtvollen und glanzvollen Eigenschaften Gottes und die sieghaften Aspekte des Glaubens. Eine „Theologie des Kreuzes“ dagegen versteht Gott vor allem vom Leiden am Kreuz her, vom Weg der Demut und der Schwachheit und der Erfahrung der Gnade her. Bachmann mahnt an, dass die Lobpreiskultur ausschließlich von einer „Theologie der Herrlichkeit“ geprägt sein und das Kreuz weglasse (S. 264). „Es gilt nicht einfach nur, mit geschlossenen Augen in eine andere Welt abzutauchen, sondern mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und am Leid der Welt teilzuhaben“ (S. 265). Denn gerade das Kreuz sei der Ort, von dem aus der Glaube Stärkung erfahren könne, „das eigene Leben und die Welt neu und anders zu sehen und sich so einer Welt zuzuwenden, die oft nicht so ist, wie sie sein sollte“ (ebd.).
Die vier Gastbeiträge bieten reichlich Gedankenfutter für alle, die sich ernsthaft und verantwortlich damit auseinandersetzen wollen, wie sie Lobpreis gestalten, fördern oder prägen. Oder auch einfach nur damit, bei welchen Lobpreisliedern sie mitsingen oder nicht. Insbesondere die kritischen und mahnenden Töne, die – wie ich finde – berechtigt und begründet auf Einseitigkeiten, Fehlentwicklungen, Gefahren und Schattenseiten der modernen Lobpreiskultur hin weisen, sind es wert, gelesen und bearbeitet zu werden. In klassischen Lobpreisseminaren und in der Lobpreisliteratur sind solche differenzierten und fachlich fundierten Auseinandersetzungen leider nur selten zu hören. Deshalb liefert dieses Buch sehr pointierten und auf ihre Weise einzigartige einzigartige Beiträge zur Diskussion.
Subjektive Eindrücke – nicht empirische Daten
Sicher, manches bleibt, bedingt durch die sehr subjektiven Perspektiven der Autorinnen und Autoren, auch hier einseitig und überspitzt. So kommen im Beitrag der CVJM-Studierenden tatsächlich einige der wichtigen Aspekte zu kurz, die in den anderen Beiträgen kritisch benannt werden. Andererseits fallen die Kritiker auch zuweilen ins Klischee, etwa wenn Igor Zeller in der modernen Lobpreismusik „nur Lob“ (S. 255) zu hören meint, und nicht auch andere Aspekte des Gebets. Oder wenn Arne Bachmann urteilt, dass in modernen Lobpreisliedern „etwas ganz Zentrales“, nämlich das Kreuz, fehlt (S. 264). Aber Übertreibung darf sein, vor allem wenn es um subjektive Erfahrungen und Eindrücke geht.
Aber genau das muss man sich beim Lesen der Gastbeiträge eben immer wieder in Erinnerung rufen: Es handelt sich nicht um Auswertungen der vorangehenden Jugendstudie. Inhalte oder Musikstile von Lobpreisliedern, musikalische Präferenzen von Jugendlichen oder textliche Schwerpunkte von Liedern – all das wurde in der Jugendstudie ja weder untersucht noch abgefragt. Die Jugendstudie fragt nach der Glaubenspraxis der Jugendlichen, nicht nach ihren Lieblingsliedern oder ihrer Lobpreispraxis. Vergisst man das, dann könnten die Beiträge leicht den Eindruck erwecken, als würde hier ein empirisch gewonnenes und wissenschaftlich erarbeitetes Bild aktueller „Lobpreiskultur“ aus der Sicht von Beteiligten und Experten kommentiert. Das ist aber nicht der Fall. Es gibt zwar solche Untersuchungen über die zeitgenössische Singe- und Liedkultur.* Diese werden aber hier nicht als Grundlage herangezogen. Die Gastautoren und -autorinnen beschreiben vielmehr ihre eigenen, ganz subjektiven Eindrücke und Erfahrungen mit „Lobpreis“. Diese sind natürlich gefärbt und einseitig, und deshalb ganz sicher nicht repräsentativ. Aber gerade das macht ja den Charme und die Stärke dieses Kapitels aus. Hier geht es darum, einmal unterschiedliche Perspektiven – und auch kritische Stimmen – wahrzunehmen und positiv aufzunehmen. Und die hier gestellten Anfragen an sich heranzulassen. Das geschieht viel zu wenig. Dieses Buch öffnet hier eine wichtige Tür.
Wenig Lobpreis in der „Generation Lobpreis“
So einträglich also einerseits die vier Gastbeiträge des Buches für Lobpreisinteressierte sind, so enttäuscht war ich andererseits von den Daten der tatsächlichen Jugendstudie selbst. Zumindest, was das Thema Lobpreis angeht. Denn anders als es der Titel nahelegt, kommt dieses in der Umfrage kaum vor. Man lernt im Hauptteil des Buches nur sehr wenig über das tatsächliche Lobpreisleben und -erleben der Jugendlichen. Die insgesamt 60 Fragen des Fragebogens beschäftigen sich mit vielen verschiedenen (allesamt wichtigen) Aspekten des Glaubenslebens von Jugendlichen: Ihr Gottesbild, ihr Engagement in der Gemeinde, ihre Ansichten zu Themen wie Bibelverständnis, Sexualität oder Mission. Nur vier Fragen haben dabei ausdrücklich mit Lobpreis zu tun: Frage 28 fragt nach den wichtigsten Quellen des Glaubens. Fragen 37 und 43 fragen danach, wo sich Jugendliche derzeit in ihrer Gemeinde engagieren. Und Frage 24 fragt danach, welche Art von Gottesdienst die Jugendlichen am häufigsten besuchen.
Die Antwort auf Frage 28 ist dabei wohl diejenige, die der „Generation Lobpreis“ ihren Namen verleiht: Unter 15 möglichen Quellen des Glaubens, von denen Jugendliche jeweils 5 auswählen konnten, nimmt „Lobpreismusik/Worship“ mit 63,7% den ersten Platz ein. Für zwei Drittel der „hochreligiösen Jugendlichen“ (also Christival- Besucher und andere Jugendliche aus ähnlichen evangelikalen Milieus) gehört Lobpreismusik demnach zu den wichtigsten Quellen ihres Glaubens. Es ist dieser Wert, der in den Medien für großes Aufsehen gesorgt hat, zumal er weit höher liegt als etwa die Werte von persönlichen Gesprächen (54,1), Predigten (43,7) und Bibellesen (42,7). Allerdings beschreibt dieser hohe Wert auch nur die „Glaubensquellen“, nicht das gesamte Glaubensleben der Jugendlichen. Fragt man dagegen nach dem Gemeinde-Engagement der Jugendlichen, dann findet sich „Vorbereitung von bzw. Mitwirkung bei Lobpreis“ schon nur noch auf Platz 8 von 16 (derzeitiges Engagement) bzw. 6 von 16 (zukünftiges Engagement). Ginge es nach dem Engagement, müsste die aktuelle Generation also eher als „Generation Jugendfreizeit“ (54,2%) oder als „Generation Kindergottesdienst“ (44,5%) bezeichnet werden.
Etwas quer zu der Bezeichnung „Generation Lobpreis“ steht auch die Antwort auf Frage 27. Hier wurden die Jugendlichen gefragt, was für sie das Wichtigste an einem Gottesdienst ist. Unter 13 möglichen Antworten landete die Erwartung, dass ein Gottesdienst „moderne Lieder enthalten“ sollte, nur auf dem drittletzten Platz (S. 183).
Vollends erstaunlich ist jedoch die Frage nach den bevorzugten Gottesdienstformen der „Generation Lobpreis“: Hier liegen nämlich Lobpreisgottesdienste weit abgeschlagen hinten. Auf die Frage 24 („Welche Gottesdienstform besuchst du am häufigsten?“) nannten 66,17% den normalen Sonntagsgottesdienst, nur 30% dagegen einen „Abendgottesdienst“, wobei darunter sowohl Jugend-als auch Lobpreisgottesdienste zusammengefasst wurden. Etwas unverständlich bleibt für mich, warum gerade dieser niedrige Wert für die Herausgeber des Buches zur Namensgebung „Generation Lobpreis“ geführt hat. Im Forschungsbericht, der der Studie zugrunde liegt, fassen sie ihr Ergebnis so zusammen:
„Dass vor allem Lobpreisgottesdienste als die wichtigste Gottesdienstform benannt wurden, bestätigte unsere Annahme, es handele sich bei den derzeitigen Jugendlichen um die ‚Generation Lobpreis‘“ (Forschungsbericht, S. 224).
Sollte es für diese Beobachtung tatsächlich entsprechendes Datenmaterial geben, wäre es für Lobpreisleiter*innen spannend und hilfreich, dieses in einer künftigen Publikation genauer vorgestellt zu bekommen.
Möglicherweise entstand der Eindruck einer „Generation Lobpreis“ ja auch nicht aus den rein statistischen Zahlen der Umfrage, sondern aus den anschließend geführten ausführlichen Einzelinterviews. Diese jedoch sind im Buch, zumindest was das Thema „Lobpreis“ angeht, nicht dokumentiert. Es bleibt meistens bei allgemeinen Aussagen, aus denen kaum erkennbar wird, was Jugendliche unter Lobpreis verstehen, welche Art von Lobpreis sie machen oder warum es ihnen wichtig ist. So beschreibt Lucie, was für ihren Glauben wichtig ist, mit den folgenden Worten: „Irgendwas, wo man zusammen Gemeinschaft haben kann, sowas wie Hauskreis. Gebetstreffen hört sich ein wenig eingeschlafen an, aber das kann ja auch echt cool sein. Oder halt so Lobpreisabend, finde ich auch ziemlich cool“ (S. 93). Lars sagt: „Gebet, Lobpreis, Gemeinschaft ist glaube ich das Größte so – und Spaß“ (ebd.), und Janina: „Ich habe Worship-Gottesdienste sehr, sehr gerne, mit viel Singen“ (S. 187). Es wäre spannend und vielleicht ein lohnenswertes Forschungsprojekt für künftige Studierendengenerationen an der CVJM-Hochschule oder anderswo, wenn diese eher dürren Aussagen aufgrund des dahinter liegenden Daten- und Interviewmaterials noch mit mehr Inhalt gefüllt werden könnten: Welche Gottesbilder etwa mit welchem „Glaubenstypus“, welchen Lobpreispräferenzen und welchem Liedgut einhergehen, wäre eine interessante Forschungsfrage. Hier bietet die Studie eine großartige Grundlage für weitere Forschung im Bereich „Lobpreis“. Aus der aktuellen Veröffentlichung ist in diesem Bereich bisher noch wenig echter Ertrag zu gewinnen.
„Lobpreis“ als Containerbegriff
Was die Untersuchung – über das reine Zahlenmaterial hinaus – für Lobpreisleiter*innen schwer zu deuten macht, ist, dass der Begriff „Lobpreis“ im heutigen Sprachgebrauch alles Mögliche meint, und deshalb unter der Kategorie „Lobpreismusik/Worship“ von den Jugendlichen vieles zusammengetragen wird, was man bei genauerem Hinsehen voneinander unterscheiden müsste: Angefangen von Anna, die Gottesdienste dann „besser aushalten“ kann, wenn sie eine „coole Musikbegleitung“ haben (S. 181), über Laura, die in einer Band spielt und in der Kirche mit ihren Konfirmanden am liebsten Taize-Gesänge singt (S. 95), und Stefanie, die gerne Großevents besucht, um dort mit 500 Leuten „Lobpreis zu machen“ (S. 61), bis hin zu Janina, die einfach Gottesdienste „mit viel Singen“ mag (s.o.), ist da ein breites Spektrum. Hinzu kommt noch, das auch das hören von christlicher Musik im Auto oder der Besuch eines christlichen Konzerts unter die Kategorie „Lobpreismusik/Worship“ fällt. Der hohe Wert dieser Kategorie in Frage 28 („Glaubensquellen“) ist also möglicherweise auch ein Ergebnis eines „Mammutbegriffs“, der vieles unter sich vereint. Unterm Strich bedeutet er: Für Jugendliche ist Musik wichtig. Das aber galt wohl auch schon für alle Generationen zuvor, zumindest seit den 50er Jahren.
Vom Umgang mit Zahlen
Natürlich prägt auch die Art der Frage immer auch die Antwort, die herauskommt. Das lässt sich bei empirischer Arbeit gar nicht vermeiden. So wird in der Frage nach den Glaubensquellen zwar unter dem Bereich „Lobpreismusik/Worship“ alles zusammengefasst, was sonst unter die Überschrift „Musik“ fiele. Differenziertere Antwortmöglichkeiten etwa für „In einer Band mitspielen“, „im Chor singen“, „Musik hören“, „Kirchenmusik machen“ waren im Fragebogen nicht vorgesehen. Anders ist es jedoch mit dem Lesen: Hier wird noch einmal genauer unterschieden in Bücherlesen, Bibellesen, Zeitschriften lesen und Blogs lesen. Natürlich mit dem Ergebnis, dass jede dieser Leseaktivitäten, für sich genommen, niedrige Prozentzahlen erhält. Ähnlich ist es mit den persönlichen Gesprächen, die in „Freunde und Familie“, „Kleingruppe“, „Mentor/in“ und „Partner/in“ aufgeteilt werden – wieder mit entsprechend segmentierten Ergebnissen. Auch so entsteht der Eindruck, dass „Lobpreismusik“ für die „Generation Lobpreis“ wichtiger ist als z.B. das Lesen oder persönliche Gespräche. Möglicherweise ist es aber nur die entsprechend gestellte Frage, die ein solches Ergebnis hervorbringt.
Wirklich eine „Generation Lobpreis“?
Fasst man die tatsächlichen Ergebnisse der Jugendstudie im Blick auf Lobpreis zusammen, ergeben sich die folgenden harten Fakten:
- Lobpreismusik (in all ihren Bedeutungsfacetten) ist unter frommen Jugendlichen die am meisten benannte Glaubensquelle.
- Im Blick auf das Gemeinde-Engagement von frommen Jugendlichen rangiert Mitarbeit im Lobpreis im Mittelfeld
- Fromme Jugendliche besuchen normale Sonntagsgottesdienste deutlich häufiger als spezielle Jugend- oder Lobpreisgottesdienste
- Für fromme Jugendliche ist die Frage, ob ein Gottesdienst moderne Lieder enthält, relativ unwichtig.
- Etwa eine Handvoll von frommen Jugendlichen erzählt in den ergänzenden Interviewausschnitten, dass Musik/Lobpreis in ihrem Leben eine Rolle spielt.
Angesicht dieser doch recht dürren Fakten suche ich ein wenig verwirrt nach dem Kaiser und seinen neuen Kleidern. Für mich ist nicht ganz nachvollziehbar, warum ausgerechnet das Etikett „Generation Lobpreis“ diese Gruppe von Jugendlichen, in all ihrer Vielfalt und Verschiedenheit, treffend beschreibt. Arne Bachmann schreibt in seinem Gastbeitrag: „So klar wie in dieser Studie habe ich das bisher nicht gesehen: Christlicher Glaube ist singender, vielleicht sogar ersungener Glaube“ (S. 258), und spricht von Lobpreismusik „als zentrale Praxis, als zentrales Medium des christlichen Glaubens“ (S. 257). Die Herausgeber sprechen in der Einleitung davon, dass sie überrascht waren, „wie intensiv Lobpreis im Glauben der evangelisch hochreligiösen Jugendlichen verortet ist und welch tiefe und beispielhafte Bedeutung er für das eigene Glaubensleben hat.“ (S. 22). Und in der abschließenden Zusammenfassung sprechen sie sogar von der narzisstischen „Lobpreis-Fixierung“ einer ganzen Generation (S. 231). Sucht man im Text des Buches danach, woran sich diese Fixierung, oder auch nur eine „Zentralität“ von Lobpreis festmachen lässt, stochert man etwas ins Leere.
Man kann natürlich vermuten, dass dieser Eindruck eher in den persönlichen Gesprächen und Interviews entstand, die im Buch nicht ausführlich dokumentiert sind. Für Lobpreisinteressierte wären aber gerade diese Beobachtungen interessant, und es bleibt zu hoffen, dass sie in künftigen Veröffentlichungen oder weiterführenden Studien noch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Parallelen zwischen Jugendkultur und Lobpreiskultur
Das zusammenfassende Resumée der Herausgeber (Kapitel 6) gibt aber vielleicht eine weitere nachvollziehbare Erklärung für die Titelwahl „Generation Lobpreis“, und schließt damit die Lücke zwischen Datenmaterial und Buchtitel. Hier nämlich erklären die Autoren, worin sie den inhaltlichen Bezug zwischen der von ihnen untersuchten Glaubenspraxis der Jugendlichen und der von ihnen subjektiv erlebten zeitgenössischen „Lobpreiskultur“ sehen: Es ist die Parallelität von Phänomenen in der Jugendkultur und der Lobpreiskultur. Die erstere haben sie empirisch untersucht, die letztere wird nun als zentrale Deutungskategorie herangezogen. Dabei greifen die Autoren nicht auf das Datenmaterial der Studie, sondern auf ihre eigenen Beobachtungen und Empfindungen mit zeitgenössischen Lobpreisliedern zurück.
Hier finden sie so etwas wie ein gemeinsames Lebensgefühl, das Jugendgeneration und Lobpreislieder verbindet: Dieses Lebensgefühl beschreiben die Autoren mit ambivalenten Begriffen wie Erlebnisorientierung, Emotionalität, Individualität und Informalität (S. 225), aber auch mit negativ konnotierten Begriffen wie Einseitigkeit, Manipulation, Polarisierung (ebd.). In der Jugendkultur wie in der Lobpreiskultur entdecken sie ungesunde Mechanismen wie die „Therapeutisierung Gottes“ (S. 229), das „Diktat der Authentizität“ (S. 222) oder die „Tyrannei der Intimität“ (S. 227). Sie finden aber auch positive Parallelen zwischen beiden Welten, etwa die Suche nach „Resonanzräumen“ (S. 222), nach Autonomie und einem „guten Leben“ (S. 222). Die Autoren sehen also in dem (von ihnen empirisch untersuchten) Bereich der Jugendkultur viele Parallelen zu der (von ihnen nicht empirisch untersuchten, aber vermutlich regelmäßig erlebten) Lobpreiskultur. Durch diese Parallelen fühlen sie sich bestärkt, die von ihnen untersuchte Jugendgeneration mit dem Etikett „Generation Lobpreis“ zu belegen, obwohl Lobpreis – abgesehen von Frage 28 – in der Jugendstudie selbst nur ein Randthema ist.
Zitate aus aktuellen Lobpreisliedern werden herangezogen, um die Parallelen noch zu unterstreichen. Die Auswahl ist dabei nicht immer glücklich: So dient das Lied „Ruft zu dem Herrn“ als ein Beispiel für die Ichbezogenheit moderner Lobpreislieder (S. 229), obwohl es zwar mit den Worten „Mein Jesus“ beginnt, sich dann aber zunehmend öffnet, um im Chorus „alle Welt“, ja sogar die ganze Schöpfung in das Lied mithineinzunehmen, um am Schluss beim göttlichen „Du“ zu enden. Das Lied „Auge im Sturm“ wird angeführt, um die Fixierung von Lobpreisliedern auf das Leben „im Geist“ (statt „im Alltäglichen und Gewöhnlichen“) zu illustrieren, obwohl der Liedtext selbst eher die Priorität des Hörens auf Gott vor dem menschlichen Aktivismus unterstreicht (S. 230).
Nicht Parallele, sondern Ursache?
An dieser Stelle wird für mich ein tieferer Grund deutlich, warum die Autoren den Titel „Generation Lobpreis“ für ihre Jugendstudie gewählt haben: Für sie besteht zwischen den beobachteten Einseitigkeiten der Jugendkultur und der Lobpreiskultur offenbar nicht nur eine Parallelität, sondern ein Verhältnis von Ursache und Wirkung: Jugendliche haben deshalb schräge Glaubensvorstellungen, weil sie schräge Lobpreislieder singen. Oder anders formuliert: „Insgesamt weisen gerade die qualitativen Ergebnisse aus unserer Sicht darauf hin, dass die Semantik der Lobpreislieder das Bild der Jugendlichen von Gott mehr geprägt hat als die Bibel“ (S. 120). Auch Arne Bachmann stellt in seinem Gastbeitrag einen entsprechenden Zusammenhang her, wonach zeitgenössische Lobpreismusik „…doch vielleicht den Glauben des Einzelnen mehr prägt als theologische Konzepte und vielleicht sogar mehr als Predigten und die Bibel.“ (S. 260). Die Lobpreislieder sind also der Grund, warum Jugendliche einseitige oder auch falsche Gottesbilder haben.
Die Frage von Ursache und Wirkung
Hier bekommt die Studie noch einmal eine ganz neue Stoßrichtung und auch Brisanz für Lobpreisinteressierte: Denn obwohl in der Studie selbst kaum nach Lobpreis gefragt wurde, und weder Lobpreisinhalte noch Liedgut empirisch untersucht wurden, wird nun das Liedgut der Lobpreislieder als Ursache für Gottesbild und Spiritualität der Jugendlichen herangezogen. Das Schweizer online-Magazin livenet.ch formuliert sogar pointiert: „Die Studie enthüllt: Liederdichter und Lobpreisleiter prägen die hochreligiösen Jugendlichen mehr als die Pfarrer“, und Mitherausgeber Tobias Faix nimmt die Liederdichter gleich entsprechend in die Pflicht:
„Nur Bibelverse zu vertonen sei nicht genug. ‚Es gibt kaum Lobpreislieder, die soziales Engagement von Gemeinden zum Gegenstand haben, oder die Bewahrung der Schöpfung in den Blick nehmen. Das ist eine Verantwortung, wo musikalisch, aber auch lyrisch Nachholbedarf besteht‘“.
Nun ist sicher nicht zu bestreiten, dass ein solcher Nachholbedarf besteht und dass Liederschreiber*innen und Lobpreisleiter*innen hier eine geistliche Verantwortung tragen. Allerdings sollte man nicht den Fehler machen, geistliche Einseitigkeiten der „Generation Lobpreis“ auf die Lieder zurückzuführen, die von dieser Generation gesungen werden. Möglicherweise ist es ja umgekehrt: Weil dieser Generation jahrelang eine „seichte, zuckersüße Ponyhof-Spiritualität“ (S. 271) gepredigt und vermittelt wurde, in der auf Kreuz, Allmacht Gottes, soziale Verantwortung, ethische Verbindlichkeit und Gerichtsbotschaft weithin verzichtet wurde, sucht sie sich nun auch entsprechende Lieder.
Es ist in der empirischen Forschung ein bekanntes Problem: Man sollte vorsichtig sein, aus beobachtbaren Parallelitäten vorschnell Schlüsse auf Ursache und Wirkung zu ziehen. In der Fachsprache heißt das: „Korrelation“ von „Kausalität“ unterscheiden. Ein beliebtes Beispiel: Statistisch gesehen gibt es eine klare Korrelation zwischen Schuhgröße und Einkommen. Je größer die Schuhe, desto höher das durchschnittliche Einkommen. Nun sollte man aber nicht den Fehler machen, daraus einen Zusammenhang von Ursache und Wirkung herzustellen: Weder führt eine Erhöhung des Einkommens dazu, dass die Füße wachsen. Noch gibt es irgendeinen Arbeitgeber, der seine Gehälter an der Schuhgröße bemisst. Vielmehr ist es ganz einfach so: Kinder verdienen in der Regel weniger als Erwachsene, und Frauen in der Regel weniger als Männer. Da Frauen und Kinder in der Regel kleinere Füße haben als Männer, ergibt sich eine statistische Korrelation zwischen Schuhgröße und Einkommen.
Ob es also tatsächlich die Lobpreiskultur ist, durch die die „Generation Lobpreis“ so nachhaltig geprägt wird, oder ob umgekehrt die Glaubenskultur dieser Generation so prägend ist, dass sie auch die Lobpreiskultur verändert, das ist eine Sache der Deutung. Möglicherweise sind auch beide, Jugendkultur und Lobpreiskultur, durch die gemeinsame Wurzel einer Zeit- und Predigtkultur geprägt, die „Individualisierung, Emotionalisierung und Subjektivierung“ befördert und Unbequemes, Sperriges und Unzeitgemäßes ausblendet.
Berechtigte Anfragen an die Lobpreiskultur
In den 15 Thesen, die das Buch beschließen, werden wichtige Ergebnisse der Jugendstudie zusammengefasst. Sie geben zentrale Denk- und Handlungsanstöße für die Jugendarbeit der nächsten Jahre. Aber auch hier erscheint „Lobpreis“ allerdings nur in These 14 als eigenes Thema: Die Autoren formulieren Kritikpunkte und Herausforderungen an die aktuelle Lobpreiskultur, die ihrem Inhalt nach durchaus berechtigt und auf jeden Fall hörenswert sind. Vor allem den Wunsch, dass in unseren Lobpreiszeiten weniger „Ponyhof-Spiritualität“, weniger christlicher Kitsch und mehr „Riss, Brüchigkeit und Unvollkommenheit“ erklingen sollte, teile ich von Herzen. Allerdings sehe ich auch hier nicht, inwiefern diese Beobachtungen sich auf das Datenmaterial der Studie gründen, in der christliche Lobpreislieder ja nicht untersucht wurden. Hier wird das Bild, das gemalt wird, wie so oft in diesem Buch, stärker durch die Brille der Autoren geprägt als durch das Datenmaterial selbst.
Für zukünftige Forschungen des Instituts (oder anderer Forschungseinrichtungen) wäre es wünschenswert, wenn einmal wirklich untersucht würde, welche Lieder eigentlich in welchen Gemeinden und Generationen gesungen werden, welche theologischen Aussagen darin tatsächlich gemacht werden und welche fehlen. Ich selbst habe über die Jahre meine Beobachtungen gemacht und ein Bauchgefühl entwickelt, welche theologischen Verschiebungen, Entwicklungen und Einseitigkeiten sich da ergeben haben. Ich habe meine eigene Brille, so wie alle Autoren des Buches auch. Ich habe aber keine Ahnung, ob meine Wahrnehmungen repräsentativ sind oder mit der tatsächlichen Realität in den Gemeinden übereinstimmen. In der Studie „Generation Lobpreis“ werden wiederholt karrikaturenhafte Zerrbilder aktueller Lobpreiskultur an die Wand gemalt, und zum Teil auch uralte Klischees bemüht, die ich schon seit Beginn meiner Tätigkeit als Lobpreisleiter höre. Sie alle haben zum Teil ihre Berechtigung, zum Teil sind sie aber auch grobe Klötze, die einer zunehmend differenzierten Lobpreiskultur schon lange nicht mehr gerecht werden.
Die Aufgabe, diese vielfältige Lobpreiskultur einmal sachlich und ohne Vorurteile zu untersuchen, steht aber noch aus.* Die empirica-Jugendstudie könnte, insbesondere mit ihrer „Typisierung“ unterschiedlicher Prägungen der „frommen“ Jugendkultur, hier wertvolles Datenmaterial beisteuern, mit dem solche Untersuchungen weiterarbeiten könnten. So würde ein klareres, und auch objektiveres und empirisch gesichertes Licht auf die Lobpreisgewohnheiten dieser Generation fallen.
Das Buch „Generation Lobpreis“ erfüllt, auch wenn der Titel anderes verheißt, diesen Zweck leider noch nicht.
(Faix, Tobias / Künkler, Tobias: Generation Lobpreis und die Zukunft der Kirche. Das Buch zur empirica Jugendstudie 2018. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2018.)
* Zum Weiterlesen:
Sehr grobe Skizzen von Inhalten und Theologie aktueller Lobpreislieder (zum Teil aber schon wieder veraltet) gibt es z.B. hier:
- Tan, Sooi Ling: „Lobpreismusik weltweit – Theologie und Spiritualität eines musikalischen Genres aus asiatischer Perspektive“, in Arnold, Jochen u.a. (Hgg.): Gottesklänge. Musik als Quelle und Ausdruck des christlichen Glaubens, 2. Aufl. 2014, 225–245.
- Zimmerling, Peter: Die charismatischen Bewegungen. Theologie, Spiritualität, Anstöße zum Gespräch. KKR 42, Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 2. Auflage 2002, 209–244; Tan, Lobpreismusik, 234–242.
Empirische Untersuchungen über das Singen im Gottesdienst gibt es z.B. hier:
- Danzeglocke, Klaus; Heye, Andreas; Reinke, Stephan A.; Schroeter-Wittke, Harald: Singen im Gottesdienst. Ergebnisse und Deutungen einer empirischen Untersuchung in evangelischen Gemeinden. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2011.
- Gembris, Heiner; Heye, Andreas: „Singen im Gottesdienst II: Replikationsstudie zum Singverhalten in evangelischen Gemeinden“, Liturgie und Kultur 5/2014, 5–41