Menschenwürde und Genuss sind zentrale Stichworte unserer Kultur. Beides hat mit Anbetung zu tun. Anbetung ist Wiederherstellung der Menschenwürde. In der Anbetung finden wir zurück zu unserer eigentlichen Berufung. An- beter sind Gottes-Genießer. Insofern ist Anbetung auch Kernstück alles »Genusses«, der sich sonst auf das Geschaffene, nicht auf den Schöpfer richtet.


Anbetung hat immer eine politische, systemkritische Funktion. Falsche Anbetung und Götzendienst wird aufgedeckt. Dem Lamm, das sich selber hingibt, das sanftmütig ist - ihm gehört alle Ehre. Nicht den vermeintlichen »Löwen« dieser Welt.

Anbetung ist Ant-Wort und ist immer sekundär, Reflex und Reaktion auf Gottes Wort und Tat. Nicht die Anbetungszeit, und mein religiöses Erleben darin, ist Ort der Offenbarung Gottes. Die Bibel kritisiert genau dies: Ein Verfüg- barmachen Gottes im Kult, wo er nicht mehr Subjekt ist, sondern zum Prädikatsnomen wird. Wenn ich in der Anbetung versuche, Gott verfügbar zu machen, mein religiöses Erlebnis zum Mittelpunkt wird, dann wird Anbetung zum Götzendienst.

Anbeten ist vom griechischen Wortstamm her kein Sprachakt, sondern eher eine Körperhaltung. Ich neige mich, ich unterwerfe mich (siehe auch Mat- thäus 9 - Verssuchungsgeschichte). Gott neigt sich herab - aus reiner Liebe - und der Mensch neigt sich ihm zu in der Anbetung. Nach Römer 12,1 ist darum der vernünftige, logische Gottesdienst eine Anbetung Gottes als Ganz- Hingabe des Lebens an diesen Gott. Sie ist begründet im Erbarmen Gottes in Jesus Christus.

Rechte Theologie ist Anbetung Gottes mit dem Denken. Nach biblischem Verständnis gibt es einen himmlischen Gottesdienst, der auf Erden nachgefeiert wird. In der Anbetung klinken wir uns ein in die Anbetung der Engel - ein Vorgriff auf das Kommende und den jetzt schon existenten himmlischen Gottesdienst.


Pfarrer Thomas Römer, München
aus: Unter Uns. Mitteilungen des Evangelischen Jugendwerks in Württem- berg 3/ 2003, S.5

Autor: Thomas Römer

Jahr: 2003

Update: 05.04.2006

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© G. Baltes / T. Schröder

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